Sonntag, 26. September 2010



Hier endlich mal wieder ein Eintrag in meinem Paraguay-Blog...
Ich bin nun fast einen Monat hier und erlebe immer noch jede Woche eine Menge Neues.
 Vor allem bin ich froh dass der Melkdienst nun endlich wieder vorbei ist, und ich statt bis um 4.30 wieder bis um 6.00 Uhr schlafen darf. Ich haette nie gedacht dass einmal zu sagen, aber es ist eine wahre Wohltat so "lange" schlafen zu duerfen =)

War ich dann aber einmal wach gings dann eigentlich auch, vielleicht liegt das daran, dass Milch muede Maenner morgens munter macht... =)

 Dafuer wird man aber auch jedes mal mit genialen Wolkenbildern oder Sonnenaufgaengen belohnt:
Ansonsten gab es in der letzten Woche wieder viel Baueme zu faellen um Feuerholz zu gewinnen.


Ich, unterwegs mit dem Traktor.


 Diese Woche musste ich auch einmal riesige Bambusrohre abtransportieren und das war wahrlich keine leichte Aufgabe. Zuerst musste ich fast 2 Stunden lang diese Rohre auf einen Haufen werfen und diese dann mit einer Kette umbinden.

Solche Bambusgewaechse findet man hier oft.

Jene Kette galt es dann am Traktor zu befestigen und dann damit auf den Reissigplatz zu fahren.
Nun kam das erste Problem: ich wusste nicht wo ich die Kette befestigen soll, also kurz mal nachgefragt.
Von meinem Kollegen erhalte ich die Antwort: Irgendwo wos passt!
Also gut, dann mal schauen, ah hier direkt unterm Sitz ist ja auch ein Nagel an dems perfekt dran geht.
Gesagt, getan, und auf den Traktor und losgehts.
Erstmal vorsichtig ob alles haelt, ja sehr schoen, dann kann ich ja jetzt Gas geben.
Und Ratsch, "hae was is jetzt los? Aaaah der Sitz is ja weg, liegt hinterm Traktor!"
Ich, damit beschaeftigt den Halt nicht zu verlieren merke, dass ich das Gas losgelassen habe und der Traktor wieder rueckwaerts faehrt, schnell Handbremse und Uff, grade noch geschafft anzuhalten...
Sitz kann man glueklicherweise auch wieder draufschieben.
Spaeter erfuhr ich dann, dasses am ganzen Traktor nur eine Stelle gab an der ichs nicht haette festmachen duerfen und diese hatte ich erwischt.
Naja, egal weiter gehts also: oha ziemlich scharfe Kurve um eine kleine Bruecke zu ueberqueren, nun haben 10 Meter lange Bambusrohre scharfe Kurven nicht so gern, weshalb dauernd die Kette wieder abrutschte, spaeter nach ner halben Stunde Arbeit in der ich die Kette immer neu rumgewickelt hatte und ein paar Zentimeter weitergefahren bin endlich geschafft. So hatte ich fuer die Fahrt zum Reissigplatz, die normalerweise 5 Minuten dauert eine dreiviertel Stunde gebraucht...


Was diese Woche auch neu auf mich zukam: Fleischverarbeitung.
Nachdem ich erfuhr, dass es meine Aufgabe sein sollte das teils verkustete teils schwabbelige weisse Fett vom blutigen Felisch zu trennen, tobte in mir ein Kampf ob ich nicht Vegetarier werden und sagen sollte dass ich diese Arbeit beim besten Willen nicht tun kann...
Nach 3 Sekunden schnappte ich mir aber ein Messer und schnitt drauf los.
Leider passiert es recht oft, dass man beim schwabbeligen Fett abrutscht und sich ins "eigene Fleisch schneidet", was bestimmt 5-6 mal vorgekommen ist, geblutet hats aber nur 2 mal =)


Nachdem das erledigt war, half ich Salz fuer die Rinder zu verteilen, wobei ich  wiederrum schmerzlich erfahren durfte, was es heisst "Salz in die Wunden zu streuen." =o


Nach Feierabend bin ich dann oft ziemlich erschoepft...


...aber gluecklich =)

Dann gibts ab und zu Assado (Fleisch grillen), bei dem jeder so bestimmt 1 kg Fleich verdrueckt.




Ausserdem wird immer viel Tere getrunken, oder andere Gaudi gemacht, wie zum Beispiel mit der kleinen Seilbahn hinterm Haus fahren:


Ephrain vor dem Absprung...
...und nach dem Absprung.
Das ist Jeffry, mein Zimmergenosse.
Das ist Theko, der schon seit fast einem Jahr hier ist...
Und Domenico, der mit 20 Jahren schon seine eigene Landwirtschaft hat.

Wir haben echt ne Menge Spass hier zusammen, vor allem beim Volleyball oder Fussball was hier abends sehr oft gespielt wird. Auch immer wieder schmunzeln muss ich, wenn alle unter der Dusche lauthals anfangen lustige Lieder zu singen.

Apropos Dusche:

Unser Badezimmer.




So, das wars erstmal wieder.
Ich schreibe demnaechst dann weiter...
Viele Gruesse aus Paraguay...


Mittwoch, 15. September 2010


Mein diesmaliger Blogeintrag hat nun endlich ein paar Bilder, wie ihr vielleicht auch schon sehen koennt.... =)
Habe jetzt etwas mehr Zeit zu schreiben, da ich grade nicht in meiner Mittagspause kurz im Buero an den PC darf, wie das letzte Mal, sondern weil Familie Schroeder so nett ist, mich bei ihnen ins Internet zu lassen.

Blick auf den Hof direkt vor meinem Wohnheim.
Die Terasse neben unserem Haeuschen.
Fuer viele vielleicht neu: Ich, mit kurzen Haaren =)

Auf dem Bild oben sieht man mich beim Tere trinken.

Tere - Becher.
Tere ist eine Getraenk was hier quasi von morgens bis abends in jeder Pause und am Feierabend getrunken wird. Wie man ganz gut auf dem Bild sehen kann werden in einen Becher Kraeuter geschuettet. Dann gibt es eine Person in der Runde die immer wieder Wasser (eisgekuehlt) reinfuellt. Das Wasser laeuft durch die Tere-Kraeuter und wird unten durch ein Sieb, das an dem eisernen Strohhalm befestigt ist, wieder herausgefiltert. Meist hat man ein Becher fuer 2-6 Personen.
Frueh morgens oder spaet abends benutzt man uebrigens Bruehheisses Wasser. Das nennt sich dann Mate-Tee. Es gibt zwar verschiedene Geschmacksrichtungen, doch am ehestens kann man es wohl mit Schwarztee vergleichen.

Nach meiner Einweihung im Teich.
Jeder Neue wird hier einmal mit Klamotten in den Teich geworfen. Das artet aber auch gerne in eine Wasserschlacht aus, bei der jeder versucht, jeden reinzuschubsen. =)



Letzte Woche wurden wir Neuen ein bisschen vom Krankenhauspfarrer rumgefuehrt. Er erklaerte uns unter anderem, dass Km 81 als es vor 60 Jahren gegruendet wurde Massstaebe in der Leprabehandlung setzte. Lepra ist eine Krankheit, die die Teile des Koerpers die befallen sind (meist Haende und Fuesse) gefuehllos werden laesst. Aus diesem Grund merken die Erkrankten oft gar nicht, dass sie ihre Finger und Zehen, viel zu sehr beanspruchen und Diese sogar oftmals brechen. Da sie das aber nicht merken, lassen sie es auch nicht behandeln, weswegen die Finger und Zehen schief und krumm, und auch ein bisschen kuerzer wieder zusammen wachsen. Nach ein paar Jahren wandern so Finger und Zehen langsam in die Hand/Fuss.
Aus diesem Grund gibt es auch extra Schuster hier, die spezielle Schuhe fuer die Kranken herstellen.

Ausserdem erzaehlte er uns von dem Leitspruch Km81: Die Liebe Christi draengt uns.
Damit ist gemeint, dass die Menschen von Km81 die Zeit, die Mittel, Das Fachpersonal und die Energie haben um etwas zu tun. Gleichzeitig sehen sie die Not die hier herrscht. Da ist es doch selbstverstaendlich dass man hilft, ja sie sehen sich selbst quasi gezwungen etwas zu tun.
Hier wird nicht nur Lepra behandelt, sondern auch Tuberkulose und Allgemeinmedizin, bald auch Aids.

Ein Huhn, dass sich beim Saegewerk auf unseren Laster geschlichen hat.
Auch in meiner Arbeit gab es wieder einiges zu erleben. So war zum Beispiel am Montag der erste Regen seit Wochen. Ich und einer meiner Mitbewohner waren gerade im Eukalyptuswald um Aeste zu schneiden, (damit die Staemme schoen gerade wachsen und spaeter gewinnbringend verkauft werden koennen) als es anfing. Von einem Moment auf den Anderen fielen richtig dicke Tropfen, der Himmel verdunkelte sich so, dass man um 2 Uhr mittags haette meinen koennen es sei 8 Uhr abends. Allerdings hoerte es dann nach 1-2 Stunden wieder auf.


Auch gestern gab es ein krasses Erlebnis. Jeffry (mein Zimmergenosse), Konrad (ein fest Angestellter) und ich, waren dabei ein Paar Baeume zu faellen. Auf dem Rueckweg mit dem Auto entdeckten wir 3 Kuehe mit ihren Kaelbern. Das war ein gluecklicher Zufall, da die Kuehe fast immer versuchen ihre Kaelber vor uns zu verstecken, wir nutzten die Gelegenheit um sie in ein kleineres Gehege zu treiben. Waehrend Konrad schonmal die 3 Kuehe und 2 Kaelber mit dem Auto ins Gehege trieb, fingen Jeffrz und ich das Kalb das gerade abhauen wollte. Wenig spaeter hatten wir es und Jeffrz brachte es in das Gehege. Doch scheinbar fuehlte sich eine Kuh (eine grosse fette Schwarze, mit dicken Hoernern) bedroht, sie schnaubte und scharrte mit den Hufen und lief dann mit vollem Karacho auf Jeffry zu, der gerade 2 Meter vor ihr stand. Er merkte es gerade noch und sprang zur Seite, wurde noch an der Hand erwischt. Die Kuh griff wieder an, als er so schnell wie moeglich ueber den Zaun klettern wollte, wurde dann nochmal leicht am Bein erwischt, hat es dann aber gerade so, ohne groessere Verletzung geschafft. Was fuer ein Erlebnis!


Ansonsten habe ich diese Woche Melkdienst. An sich ist die Arbeit recht spassig, nur leider muss ich dafuer um halb 5 Uhr morgens aufstehn. Dabei wusste ich bisher ja nichtmal, dass so eine Uhrzeit ueberhaupt existiert... =)

Naja, das wars erst mal wieder, Viele Gruesse an alle die diesen Blog hier lesen!

Hier noch ein paar Bilder von der Landschaft:





Mittwoch, 8. September 2010

Soo, ist schon eine Woche vergangen, seit ich von daheim fort bin. Ich bin am Freitag, den 3. September dann auch endlich hier, in Km 81 angekommen. Fuer alle die nicht wissen was Km 81 ist: Km 81 ist ein Krankenhaus der Mennoniten in Paraguay. Das Krankenhaus wurde gebaut um Paraguay dafuer zu danken, dass damals alle Mennoniten ob alt oder krank einwandern durften. Das Krankenhaus finanziert sich aus der Landwirtschaft. Insgesamt besitzt Km 81  892 Hektar Land. Dieses wird bestellt und bewirtschaftet von freiwilligen Mennoniten aus ganz Paraguay (hier helfe auch ich mit), und von einigen angestellten Paraguayern. Meine Arbeit hier ist oft recht hart aber auch ziemlich abwechslngsreich. So lerne ich neben Traktor fahren und Zuckerrohr ernten, auch das Reiten um die unzaehligen Rinderherden rumtreiben zu koennen. Gerade vorhin war aber eine der ekligsten Arbeiten ueberhaupt dran: Kaelber kastrieren. Zum Glueck musste ich nicht direkt Hand anlegen. Zuerst wird das Kalb mit Seilen so gefesselt, dass es hinfaellt, das ist ein bisschen wie beim Rodeo, da das Kalb wild ausschlaegt. Wenn es dann auf dem Boden liegt, wird es im entsprechenden Bereich betaeubt, dann kommt das Messer zum Zuge, wobei ich da nie hinsehen konnte....

Aber nicht nur die Arbeit ist hier abwechslungsreich, sondern auch die Freizeit. Abends gibt es hier meistens Programm, wie Vollezball oder Fussball spielen. Am Samstag abend waren wir beim Verwalter zum Gulasch kochen und Spieleabend eingeladen und gestern Abend sind wir bei den Patienten die heute operiert werden singen gewesen. In den Pausen sitzt man hier im Kreis und trinkt Tere, was ein bisschen wie kalter Schwarztee schmeckt. Wenn man sich dran gewoehnt hat, sehr lecker =)
Als man hoerte dass ich Klavier spiele, wurde ich gleich eingeteilt um den Gottesdienst, an dem hier immer so 60-70 Leute teilnehmen musikalisch zu stuetzen, all meine Vorbehalte dass ich garn icht so gut bin, halfen nichts, jetzt muss ich also ueben ueben ueben =D

Mein groesstes Problem ist hier momentan noch die Sprache, da alle hier Plattdeutsch sprechen und zwar so krass dass davon fast kein Wort zu verstehen ist. So heisst "Wie gehts" - "Wej jerets", oder "Wieviel Uhr haben wir" - "Wat es de clock", oder "Hast du gut geschlafen" - " Has foin jeschluppe?".
Zwar sprechen auch alle Hochdeutsch mit mir, allerdings in Gruppen von 3-4 Leuten kann ich nicht mitreden, bin aber drauf und dran es zu lernen.

Ansonsten ist die Landschaft atemberaubend (Bilder folgen bald) und das Essen hammermaessig lecker.
Mein Alltag geht um 6 Uhr morgens los. Angefangen zu arbeiten wird um 7 Uhr, um halb 12 gibts Mittag und dann wird von 1 Uhr bis 5 Uhr weitergearbeitet, weswegen ich jetzt wieder Schluss machen muss, damit ich nicht zu spaet komme...

Viele Gruesse aus Paraguay =)