Mittwoch, 15. September 2010


Mein diesmaliger Blogeintrag hat nun endlich ein paar Bilder, wie ihr vielleicht auch schon sehen koennt.... =)
Habe jetzt etwas mehr Zeit zu schreiben, da ich grade nicht in meiner Mittagspause kurz im Buero an den PC darf, wie das letzte Mal, sondern weil Familie Schroeder so nett ist, mich bei ihnen ins Internet zu lassen.

Blick auf den Hof direkt vor meinem Wohnheim.
Die Terasse neben unserem Haeuschen.
Fuer viele vielleicht neu: Ich, mit kurzen Haaren =)

Auf dem Bild oben sieht man mich beim Tere trinken.

Tere - Becher.
Tere ist eine Getraenk was hier quasi von morgens bis abends in jeder Pause und am Feierabend getrunken wird. Wie man ganz gut auf dem Bild sehen kann werden in einen Becher Kraeuter geschuettet. Dann gibt es eine Person in der Runde die immer wieder Wasser (eisgekuehlt) reinfuellt. Das Wasser laeuft durch die Tere-Kraeuter und wird unten durch ein Sieb, das an dem eisernen Strohhalm befestigt ist, wieder herausgefiltert. Meist hat man ein Becher fuer 2-6 Personen.
Frueh morgens oder spaet abends benutzt man uebrigens Bruehheisses Wasser. Das nennt sich dann Mate-Tee. Es gibt zwar verschiedene Geschmacksrichtungen, doch am ehestens kann man es wohl mit Schwarztee vergleichen.

Nach meiner Einweihung im Teich.
Jeder Neue wird hier einmal mit Klamotten in den Teich geworfen. Das artet aber auch gerne in eine Wasserschlacht aus, bei der jeder versucht, jeden reinzuschubsen. =)



Letzte Woche wurden wir Neuen ein bisschen vom Krankenhauspfarrer rumgefuehrt. Er erklaerte uns unter anderem, dass Km 81 als es vor 60 Jahren gegruendet wurde Massstaebe in der Leprabehandlung setzte. Lepra ist eine Krankheit, die die Teile des Koerpers die befallen sind (meist Haende und Fuesse) gefuehllos werden laesst. Aus diesem Grund merken die Erkrankten oft gar nicht, dass sie ihre Finger und Zehen, viel zu sehr beanspruchen und Diese sogar oftmals brechen. Da sie das aber nicht merken, lassen sie es auch nicht behandeln, weswegen die Finger und Zehen schief und krumm, und auch ein bisschen kuerzer wieder zusammen wachsen. Nach ein paar Jahren wandern so Finger und Zehen langsam in die Hand/Fuss.
Aus diesem Grund gibt es auch extra Schuster hier, die spezielle Schuhe fuer die Kranken herstellen.

Ausserdem erzaehlte er uns von dem Leitspruch Km81: Die Liebe Christi draengt uns.
Damit ist gemeint, dass die Menschen von Km81 die Zeit, die Mittel, Das Fachpersonal und die Energie haben um etwas zu tun. Gleichzeitig sehen sie die Not die hier herrscht. Da ist es doch selbstverstaendlich dass man hilft, ja sie sehen sich selbst quasi gezwungen etwas zu tun.
Hier wird nicht nur Lepra behandelt, sondern auch Tuberkulose und Allgemeinmedizin, bald auch Aids.

Ein Huhn, dass sich beim Saegewerk auf unseren Laster geschlichen hat.
Auch in meiner Arbeit gab es wieder einiges zu erleben. So war zum Beispiel am Montag der erste Regen seit Wochen. Ich und einer meiner Mitbewohner waren gerade im Eukalyptuswald um Aeste zu schneiden, (damit die Staemme schoen gerade wachsen und spaeter gewinnbringend verkauft werden koennen) als es anfing. Von einem Moment auf den Anderen fielen richtig dicke Tropfen, der Himmel verdunkelte sich so, dass man um 2 Uhr mittags haette meinen koennen es sei 8 Uhr abends. Allerdings hoerte es dann nach 1-2 Stunden wieder auf.


Auch gestern gab es ein krasses Erlebnis. Jeffry (mein Zimmergenosse), Konrad (ein fest Angestellter) und ich, waren dabei ein Paar Baeume zu faellen. Auf dem Rueckweg mit dem Auto entdeckten wir 3 Kuehe mit ihren Kaelbern. Das war ein gluecklicher Zufall, da die Kuehe fast immer versuchen ihre Kaelber vor uns zu verstecken, wir nutzten die Gelegenheit um sie in ein kleineres Gehege zu treiben. Waehrend Konrad schonmal die 3 Kuehe und 2 Kaelber mit dem Auto ins Gehege trieb, fingen Jeffrz und ich das Kalb das gerade abhauen wollte. Wenig spaeter hatten wir es und Jeffrz brachte es in das Gehege. Doch scheinbar fuehlte sich eine Kuh (eine grosse fette Schwarze, mit dicken Hoernern) bedroht, sie schnaubte und scharrte mit den Hufen und lief dann mit vollem Karacho auf Jeffry zu, der gerade 2 Meter vor ihr stand. Er merkte es gerade noch und sprang zur Seite, wurde noch an der Hand erwischt. Die Kuh griff wieder an, als er so schnell wie moeglich ueber den Zaun klettern wollte, wurde dann nochmal leicht am Bein erwischt, hat es dann aber gerade so, ohne groessere Verletzung geschafft. Was fuer ein Erlebnis!


Ansonsten habe ich diese Woche Melkdienst. An sich ist die Arbeit recht spassig, nur leider muss ich dafuer um halb 5 Uhr morgens aufstehn. Dabei wusste ich bisher ja nichtmal, dass so eine Uhrzeit ueberhaupt existiert... =)

Naja, das wars erst mal wieder, Viele Gruesse an alle die diesen Blog hier lesen!

Hier noch ein paar Bilder von der Landschaft:





1 Kommentar:

  1. Hallo Nils Du altes Haus! Gut zu hören, dass Du nun endlich mal den Ernst des Lebens erfährst, nicht nur Video Spiele und Gaudi mit den Trinkkumpanen in Deutschland, sondern 04:30 morgens aufstehen und Kühe Melken, sehr gut kann ich da nur sagen! Mir wurde nämlich in meiner Jugend auch nichts geschenkt, nur um 5 Cent zu sparen lief ich morgens um 05:00 zur Schule und nahm nicht den Bus, dann hatten wir nur eine Wurstscheibe beim Abendessen, die jeder von uns 5 Kindern reihum auf sein Brot legen durfte und beim Reinbeissen zogs uns der Vater weg und der nächste durfte sichs auf Brot tun...! Ja, ja, so war das vor dem Krieg! Hoffe Dich tatsächlich noch in Paraguay besuchen zu kommen bevor Du wieder zurückkommst, aber bitte alle Kühe vorher schon melken, dazu habe ich dann keine Zeit (Du weisst, die Gechäfte...). Machs gut lieber Neffe und in kürze kommen die 10 Euro um die Du mich in Deinem letzten Brief gebeten hast (übrigens, nur zur Info: 10 schreibt man mit einer Null nicht mit 3 Nullen...). Abrazo Fuerte, Nils, tu tio Maltesito!

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